Ein knappes Jahrzehnt bevor Leonard Cohen und Bob Dylan sich aufmachten, die Welt zu erobern, betrat ein nicht mehr ganz junger Belgier die Bühnen von Paris: Jacques Brel. Bald lag die Welt des Chansons dem beeindruckenden Sänger mit der expressiven Mimik zu Füssen. Brel bezirzte das Publikum mit seiner Leidenschaft und seinem Repertoire, das alles abzudecken schien von rauer Matrosen-Romantik über beissende Kritik am Spiessertum bis hin zur Melancholie und zarten Liedern über das Altern und die Zerbrechlichkeit der Liebe. Auf dem Höhepunkt seines Ruhmes beendete Brel völlig unerwartet seine Bühnenkarriere. Als habe er geahnt, wie wenig Zeit ihm noch blieb, frönte er jenseits des Rampenlichts umso exzessiver seinen Leidenschaften: den Frauen, dem Filmemachen, dem Fliegen und dem Segeln. Seine monatelangen Segeltouren führten den Getriebenen schliesslich ans Ende der Welt, nach Polynesien. Hier lebte er gemeinsam mit seiner letzten Gefährtin Maddly Bamy, verdingte sich als fliegender Briefträger und schien endlich angekommen. Bis er, mit nur 49 Jahren viel zu früh, auf "seiner" Insel Hiva Oa die letzte Ruhe fand.
Mit grosser Kennerschaft und Feingefühl nähert sich Jens Rosteck dem facettenreichen Leben und Schaffen des Ausnahmekünstlers, liefert feinsinnige Interpretationen ausgewählter Chansons und beleuchtet den oft widersprüchlichen Charakter dieses grossen Zweiflers.
Über die Autorin / über den Autor:Jens Rosteck, 1962 geboren, lebte viele Jahre in Paris und an der Côte d'Azur, wo er u.a. eine Reihe von literarischen Biografien verfasste, etwa über Paul Bowles, Kurt Weill, Oscar Wilde und Bob Dylan. Zuletzt publizierte er viel beachtete Monografien über Hans Werner Henze und Édith Piaf. Der promovierte Musikwissenschaftler, Kulturgeschichtler, Pianist und Autor mehrerer Städteporträts wohnt heute im Badischen. Für mare schrieb er, neben zahlreichen Aufsätzen, sein Inselbuch Mein Ibiza (2013).
Preis: CHF 33.90
