Fathi Triki

Demokratische Ethik und Politik im Islam

Arabische Studien zur transkulturellen Philosophie des Zusammenlebens

Klappentext:

Dieses Buch ist ein Plädoyer für ein Zusammenleben in Würde. Für den Austausch und das Teilen von Werten. Für wechselseitiges Verstehen. Gegen alles ausschliessende und intolerante Denken, wie es in Europa manche Intellektuelle bezüglich des Islam zu propagieren suchen. Der hier vorliegende Band enthält eine Auswahl von Schriften Trikis aus den Jahren 1991 bis 2010. Sie dokumentieren das Anliegen des weit über die arabische Welt hinaus bekannten Philosophen und Intelletuellen – wie auch von grossen Teilen der heutigen arabischen Philosophie, die im Westen viel zu wenig zur Kenntnis genommen wird –, im pluralistischen Dialog mit dem Philosophieren in Europa und im Geiste der Kritik die mit der menschlichen Existenz verbundene Ambivalenz zwischen Sozialität und "ungeselliger" Geselligkeit zu analysieren.

Trikis zweites Anliegen besteht darin, im transkulturellen Dialog die Stimme der arabisch-islamischen Philosophie – ihrer Geschichte und Gegenwart – hörbar werden zu lassen. In seinen Schriften präsentiert er sich als Anwalt einer Vernunft des Zusammenlebens, die sowohl im Inneren der Gesellschaften als aufgrund einer ungerechten Weltordnung auch zwischen den Gesellschaften von Gewalt, Terror und Krieg bedroht ist. Mit der Arbeit an seinem zentralen Thema, der Philosophie des Zusammenlebens, zielt er auf ein menschliches Leben, das von der Anerkennung von Differenz, Alterität und kultureller Pluralität und zugleich von der Suche nach dem Vernünftigen und Verbindenden in einer menschenwürdigen Welt geprägt ist.

"Wir bedürfen einer nicht-exklusiven Philosophie, einer Logik und Ontologie der Demokratie, mit dem Willen, über die prozedurale Demokratie hinauszugehen und die Demokratie als eine Dynamik des öffentlichen Raumes zu betrachten. Diese Philosophie beruht auf den Prinzipien der Alterität, der Individuation und der Solidarität. In diesem Sinne wird die Demokratie ohne Hegemonie und Gewalt alle Kulturen durchdringen und transzendieren. Es sind dies die transkulturellen Fundamente des demokratischen Experiments. Amartya Sen hat mit Nachdruck gesagt, dass Demokratie in ihrer Praxis und gesellschaftlichen Dynamik als Ausdruck des öffentlichen Raumes keineswegs das Eigentum des Westens ist. In verschiedenen Gestalten hat es sie immer gegeben, z.B. in nichtwestlichen Kulturen wie der indischen, der islamischen oder chinesischen Kultur. Laut Amartya Sen ist Demokratie eine alte orientalische Tradition. Es gibt verschiedene Formen der demokratischen Erfahrung. Um ihre Praxis zu universalisieren, ist es nicht sinnvoll das westliche Modell mit Bomben und Massakern durchsetzen zu wollen. Es wäre viel intelligenter und wirksamer, Demokratie anhand einer transkulturellen Philosophie zu universalisieren, die auf Prinzipien beruht, an denen alle Kulturen teilhaben: Alterität und ihr Korrelat Toleranz, Individuation und ihr Korrelat Freiheit, Solidarität und ihr Korrelat Gleichheit.

Im Demokratisierungsprozess geht es also nicht darum, das "westliche" Subjekt zu universalisieren oder das "muslimische" Individuum zu verwestlichen, sondern darum, in der islamischen Kultur das aufzuspüren, was an diesem transzendenten, höheren Wert teilhaben kann. Die Forderung nach einer universellen Ethik als Basis jeglicher Modernisierung ist auch in der arabisch-islamischen Kultur angelegt. Es dürfte schon genügen, dem Islam eine neue wissenschaftliche und ernsthafte Lektüre zu widmen, um in ihm einen Ort der Freiheit zu sehen." Fathi Triki

Über die Autorin / über den Autor:

Fathi Triki, Professor der Philosophie an der Universität Tunis. Seit 1997 Inhaber des UNESCO-Lehrstuhles für Philosophie in der arabischen Welt. Forschungsschwerpunkte: Globalisierung, Ethik, Philosophie der Diversität und der Identität, politische Philosophie und Philosophie der Geschichte. Veröffentlichungen u.a.: La stratégie de l'identité (1998); Philosophie und Transkulturalität (Hrsg. 2002ff.).

Preis: CHF 32.00
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Hans Jörg Sandkühler)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2011
Verlag: Velbrück
ISBN: 978-3-942393-15-7
Masse: 224 S.

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