Danilo Kiš

Familienzirkus

Familienzirkus umfasst die grossen Romane und Erzählungen dieses faszinierenden Autoren. Er schreibt gegen das Vergessen und schafft in den drei ersten Romanen, Frühe Leiden/Garten, Asche/Sanduhr ein berührendes Andenken an seinen Vater, der in Auschwitz ermordet wurde. Während Kiš in Frühe Leiden aus der Perspektive eines Kindes den Vater beschreibt – in sehr berührenden kurzen Skizzen, die sich auf äusserst unaufdringliche Weise zu den ersten Erinnerungen an die Kindheit, den Krieg, Leiden, Armut und Verlust verdichten – wechselt er in Garten, Asche zwischen der Perspektive des Kindes und des Schreibenden in den Erinnerungen an den Vater ab. In Sanduhr wiederum umkreist er fast buchstäblich seinen Vater, erweckt einen kurzen Abschnitt aus dessen Leben in unterschiedlichen Formen wieder zum Leben: als distanzierte Reisebilder, als innerer Monolog eines Wahnsinnigen, aus minutiösen und im Kreis herumführenden Zeugenbefragungen des Vaters, als Ermittlungsberichte von allwissenden Behörden ... ein Umkreisen, ein sich Annähern, und am Ende ein, wenn auch sehr trauriges, so doch unglaublich komplexes Bild des Vaters. Drei überaus lesenswerte Romane, geschrieben in einer wunderbar poetischen Sprache, die Bilder zum Leben erweckt. Man spürt die Sonne auf der Haut, hört das Klappern der Pferdehufe, riecht das geschnittene Heu ... cn

Klappentext:

In seiner jugoslawischen Heimat zunächst heftig bekämpft, wurde Danilo Kiš bald als einer der grössten Erzähler der europäischen Nachkriegsliteratur anerkannt und zum modernen Klassiker. Mit seinem einzigartigen literarischen Werk schrieb Kiš gegen das Vergessen und den Tod an. Er war noch ein Kind, als sein Vater, ein ungarischer Jude, in Auschwitz ermordet wurde. In seiner Trilogie Frühe Leiden/Garten, Asche/Sanduhr, die er selbst auch Familienzirkus nannte, hat er ihm und der Kultur Mitteleuropas ein Denkmal gesetzt. In der Enzyklopädie der Toten, die jetzt endlich in einer Neuübersetzung vorliegt, beschwört er das Ideal einer Erinnerungsschrift, die jeden Menschen in seiner Unverwechselbarkeit zu bewahren vermag. Dabei war Danilo Kiš jedoch alles andere als ein realistischer Schriftsteller. Ein Grabmal für Boris Dawidowitsch löste nicht zuletzt deshalb eine literarisch-politische Kontroverse aus, weil Kiš den kommunistischen Totalitarismus hier mit den Stilmitteln der Moderne beschrieb.

Familienzirkus ist von Ilma Rakusa herausgegeben und mit einem Nachwort versehen. Ilma Rakusa ist Schriftstellerin und übersetzt aus dem Russischen, Serbokroatischen, Ungarischen und Französischen. Ihre Arbeit wurde mit namhaften Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Ilma Rakusa ist Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Sie lebt in Zürich.

Über die Autorin / über den Autor:

Danilo Kiš, 1935 in Subotica als Sohn eines ungarischen Juden und einer Montenegrinerin geboren, zählt zu den bedeutendsten europäischen Autoren, des 20. Jahrhunderts. Er starb 1989 in Paris. Sein Werk umfasst Romane, Erzählungen, Gedichte und Essays. Neben dem Schreiben arbeitete Kiš auch als Übersetzer aus dem Ungarischen, Französischen und Russischen.

Preis: CHF 47.90
Sprache: Deutsch (aus dem Serbokroatischen von Ivan Ivanji, Anton Hamm, Ilma Rakusa, Katharina Wolf-Griesshaber)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2014
Verlag: Hanser Verlag
ISBN: 978-3-446-24679-9
Masse: 912 S.

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