Can Dündar

Die rissige Brücke über den Bosporus

Ein Jahrhundert Türkische Republik und der Westen

Klappentext:

Can Dündar, einer der besten Kenner der Türkei, erzählt 100 Jahre dramatischer Geschichte eines Landes zwischen freier Gesellschaft und konservativem Populismus.

Er verfügt über ein umfassendes Wissen zur Türkei, ihrer Geschichte und ihrer Protagonisten. Er drehte Dokumentarfilme über Atatürk und viele andere, kannte und kennt Politiker von Ecevit bis Erdoğan persönlich, wurde für seine Reportagen geehrt, beschimpft, ins Gefängnis gesteckt und fast ermordet; aus dem Berliner Exil heraus berichtet er unentwegt über seine Heimat. In diesem Buch lässt er die letzten 100 Jahre türkischer Gechichte Revue passieren, von denen er knapp 60 erlebt hat.

Er erzählt die Geschichte von Anfang an, als 1923 Reformer Atatürk die frisch gegründete Türkische Republik wohl viel zu schnell und radikal zu einem modernen Staat machen wollte, mit Übernahme europäischer Rechtssysteme, europäischem Kalender, lateinischer Schrift, freien Wahlen, Gleichstellung der Geschlechter, Gewaltenteilung und und und. Die Brücke nach Europa wurde geschlagen, aber die Revolution kam von oben – und grosse Teile der (konservativen) Bevölkerung waren damit überfordert. 1952 wurde die Türkei Teil der Nato; die Einführung eines Mehrparteiensystems gab den islamistisch-konservativen Kräften Auftrieb, es folgten innere Kämpfe, und immer wieder putschte das Militär.

Als Recep Tayyip Erdoğan 2003 Ministerpräsident wurde, führte er das Land anfangs in Richtung EU, doch nachdem seine Partei – auch mit Hilfe des Westens – mächtig geworden war, nahm der Staat unter ihm immer islamistischere und diktatorischere Züge an. Erdoğan intensivierte die Unterdrückung der Kurden, führte Krieg, änderte die Verfassung, nahm Wirtschaft und Justiz an die Leine und liess Kritiker und Oppositionsparteien verbieten. Niemand ist seitdem von Willkür und Verhaftung gefeit, die Vorwände können noch so bizarr sein.

Can Dündar erzählt aus seiner persönlichen Perspektive und mit immensem Insiderwissen von den Ereignissen in der und dem Ringen um die Türei. An Kritik an der Rolle des Westens spart er dabei nicht.

Über die Autorin / über den Autor:

Can Dündar, geboren 1961, berichtete als Chefredakteur der Zeitung Cumhuriyet, die 2016 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet wurde, über Waffenlieferungen des türkischen Geheimdienstes nach Syrien, woraufhin er wegen Spionage und Verrats von Staatsgeheimnissen in Abwesenheit zu über 27 Jahren Haft verurteilt und ein Mordanschlag auf ihn verübt wurde. Er lebt und arbeitet im Exil in Berlin; u.a. drehte er zahlreiche Dokumentarfilme, schrieb die Kolumne Meine Türkei für Die Zeit und ist Gründer und Chefredakteur der Oppositions-Plattform #Özgürüz (Wir sind frei), über die er 4,5 Millionen Menschen erreicht. Can Dündar war Europäischer Journalist des Jahres 2017, ist Träger des Menschenrechtspreises von Reporter ohne Grenzen, des Lew-Kopelew-Preises, des Preises für die Freiheit und Zukunft der Medien u.v.a.m.

Die Übersetzerin Sabine Adatepe arbeitet als Literaturübersetzerin, Autorin, Herausgeberin und Bloggerin und moderiert Literaturveranstaltungen.

Preis: CHF 27.90
Sprache: Deutsch (aus dem Türkischen von Sabine Adatepe)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2023
Verlag: Galiani
ISBN: 978-3-86971-290-1
Masse: 240 S.

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