Beliban zu Stolberg

Zweistromland

Stumm und zurückhaltend, ohne Wärme oder Lebensfreude, lebt Dilan ihr Leben, in Istanbul, mit Johan. Als deutsche Juristin, die Türkisch kann, hat sie eine Stelle als Wirtschaftsanwältin gefunden, ihr Ehemann Johan ist ihr zuliebe mitgekommen. Zur Beerdigung ihrer Mutter kehrt sie für ein paar Tage nach Deutschland zurück, sieht ihren Vater und realisiert einmal mehr, wie wenig sie von diesem Menschen weiss. Und wie wenig er von ihr. Nichts hat sie ihm von Johan erzählt, nichts von ihrer Schwangerschaft. Zurück in Istanbul ist es Dilan dann aber nicht mehr möglich, einfach so weiterzumachen wie vorher. Die Erinnerungen holen sie ein, die Sehnsucht nach diesem Zweistromland. Dass ihre Eltern wahrscheinlich Kurden sind, das war Dilan klar, aber viel mehr weiss sie nicht. Durfte sie nie wissen, durfte sie nie fragen. Auch nicht, was mit ihrem Bruder geschehen ist.

Die Autorin zeichnet ein berührendes Porträt von dieser jungen Frau auf der Suche nach einer Vergangenheit, die ihr den Schritt in die Zukunft erlauben würde. Sie lässt uns ihre Stummheit, ihre Unsicherheit, ihre Bodenlosigkeit nachvollziehen. So wie wir dann ebenfalls mit ihr die ersten Schritte in eine neue Welt machen können.

Ein eindrücklicher Text, in sprachlicher Hinsicht, und dafür, wie Beliban zu Stolberg es geschafft hat, die Ineinanderschachtelung der verschiedenen Zeitebenen und Orte zu einem Abenteuer zu machen. cn

Klappentext:

Die Rechtsberaterin Dilan ist Tochter kurdischer Aleviten, die Verfolgung und Gewalt ausgesetzt waren. Doch darüber schweigen sie. Erst als ihre Mutter stirbt und sie selbst ein Kind erwartet, arbeitet Dilan gegen das unerträgliche Schweigen an: Sie reist nach Diyarbakır im Osten der Türkei. Die alte Stadt am Tigris ist die heimliche Metropole der Kurden. Hier haben ihre Eltern einst gelebt, geliebt und gekämpft. – Ein poetischer und brennend aktueller Roman über politischen Mut, qualvolles Vergessen und die gefährliche Reise einer jungen Frau.

Ein poetischer und brennend aktueller Debütroman über politischen Mut, qualvolles Vergessen und die gefährliche Reise einer jungen Frau nach Kurdistan.

Über die Autorin / über den Autor:

Beliban zu Stolberg wurde 1993 in Hamburg geboren und wuchs in Husum auf. Sie hat eine deutsche Mutter und einen kurdischen Vater. Sie studierte Drehbuch an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, danach Arbeit als Drehbuchautorin für TV und Kino. 2018 wurde sie mit dem Grenzgänger-Stipendium der Robert-Bosch-Stiftung gefördert, nahm 2019 an der Autorenwerkstatt Prosa des LCB teil und erhielt sowohl 2019 und 2022 ein Aufenthaltsstipendium in der Villa Sarkia/Finnland. Seit 2023 nimmt sie an der Netflix Writing Academy teil. Zweistromland ist ihr Debütroman. Beliban zu Stolberg lebt in Berlin.

Preis: CHF 31.50
Sprache: Deutsch
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2023
Verlag: Kanon
ISBN: 978-3-9856808-5-6
Masse: 208 S.

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