Mathias Énard

Strasse der Diebe

Das Buch erzählt die Geschichte von Lakhdar, einem Jungen aus Tanger, der von seinen Eltern verstossen wurde, weil er eine Liebschaft mit seiner Cousine hatte. Nach einem Jahr des Bettelns in verschiedenen Gegenden Marokkos, vermittelt ihm sein Freund Bassam in Tanger eine Stelle als Buchhändler bei der "Gesellschaft zur Verbreitung des koranischen Gedankenguts". Nachdem die Mitglieder der Vereinigung und insbesondere Bassam und Sheikh Nourredine nach einem Terroranschlag in Marrakesch verschwinden, vermutet Lakhdar deren Verbindung mit dem islamistischen Terror. Nach verschiedenen Zwischenstationen – für einen Franzosen digitalisiert er Bücher, später arbeitet er auf der Fähre zwischen Tanger und Almeria – setzt er sich nach Spanien ab. Einige Monate lang arbeitet er für den Bestattungsunternehmer Cruz, der sich auf die Rückführung und Bestattung von auf dem Meer verunglückten MigrantInnen spezialisiert hat. Nachdem dieser aus lauter Verzweiflung vor seinen Augen Selbstmord begeht, flieht Lakhdar nach Barcelona und trifft dort wieder Judit – eine junge Spanierin, mit der er bereits in Tanger eine Liebesbeziehung hatte. Lakhdar lebt in der Strasse der Diebe, gibt Arabischunterricht, ist am Rande in die Indignados-Bewegung involviert – bis Bassam und Sheikh Nourredine wieder auftauchen. Bassam bleibt bei ihm und Lakhdar befürchtet, dass er einen Anschlag plant. Lakhdar versucht, ihm das europäische Leben und dessen Freiheiten näher zu bringen und von einem allfälligen Anschlag abzubringen. Er wählt schlussendlich den letzten Ausweg ...

Das Buch wirft einen Innenblick auf den arabischen Frühling und auf die Migrationsbewegungen von so vielen jungen Menschen aus den nordafrikanischen Ländern, erzählt aus der Perspektive von jungen Immigranten in Europa. Eine interessante Sichtweise, die manchmal ein wenig romantisch anmutet. Aber trotzdem ein sehr lesenswertes Buch, das versucht, sich in die Situation der Immigranten einzufühlen. cn 

Klappentext:

Carrer Robadors, das ist, mitten in Barcelona, die Strasse der Diebe, Nutten und Junkies. Hier lebt, illegal und ohne Papiere, Lakhdar, 20 Jahre alt, Marokkaner. Gejagt von der Polizei, versteckt er sich auch vor der islamistischen "Gruppe zur Verbreitung des koranischen Gedankenguts", für die er in Tanger als Buchhändler gearbeitet hat. Politisch gleich weit entfernt von den Islamisten wie von den "Indignados", denen sich seine katalanische Liebe Judit angeschlossen hat, hat er nur eines im Kopf: zu sündigen und zu beten, wann ihm danach ist, kurz: frei zu sein. Aber Generalstreiks lähmen Spanien. "Al-Dschasira" sendet täglich Bilder von Massakern in Syrien. Dann taucht Bassam auf. Die Anzeichen, dass sein Jugendfreund auch in Barcelona ein Attentat plant, mehren sich, Lakhdar muss gegen ihn Stellung beziehen ... Mathias Énard schreibt eine Reise ans Ende der Nacht von heute – im Zeitalter von islamistischem Fanatismus und Facebook.

Über die Autorin / über den Autor:

Mathias Énard, geboren 1972, lebt, nach längeren Aufenthalten im Nahen Osten, in Barcelona. Auf Deutsch erschienen von ihm die Romane Zone (2010), für den er den Candide-Preis 2008 erhielt, und Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten (2011), ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt des lycéens 2010.

Preis: CHF 28.90
Sprache: Deutsch (aus dem Französischen von Holger Fock und Sabine Müller)
Art: Gebundenes Buch
Erschienen: 2013 (2012)
Verlag: Hanser
ISBN: 978-3-446-24365-1
Masse: 349 S.

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